Französischer Dachverband der Tierzuchtgenossenschaften startet durch
Anlässlich seiner Generalversammlung am 11. und 12. Februar 2015 in Paris hat sich der Dachverband der französischen Tierzuchtgenossenschaften einen neuen Namen gegeben. Der bislang unter dem Kürzel UNCEIA bekannte Verband firmiert ab sofort mit neuem Logo unter dem Namen Allice
. Auch die Webseite des Verbandes wurde komplett neu gestaltet (www.allice.fr).
Der neue Name wurde aus der ersten Silbe von Allianz und der zweiten Silbe von Service (französisch für Dienstleistung) gebildet. Der Untertitel Elevage | Innovation | Service
weist zusätzlich darauf hin, dass sich die Tätigkeitsfelder des Verbandes über die künstliche Besamung hinaus auf alle Bereiche der Tierzucht erstreckt und dass vor allem die Innovation in den Mittelpunkt gestellt werden soll. So stand die Generalversammlung, an der ADT-Geschäftsführer Hans Peter Schons teilnahm, auch unter dem Motto Innovation kennt keine Grenzen
. Allice-Präsident Michel Cetre hob hervor, dass sich die 59 Mitgliedsorganisationen, die rund 85.000 Tierhalter vertreten, aktiv auf ihre Zukunft vorbereiten, die ihnen aufgrund von Innovationen Fortschritt und Wachstum bringt. Neben den drei Grundwerten seiner genossenschaftlichen DNA
(Solidarität, Gleichheit, Transparenz) ruhe die Arbeit von Allice auf den Werten Gegenseitigkeit, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Nähe zu den Tierhaltern und dem Engagement für eine nachhaltige Tierzucht. Die Vorschläge der Europäischen Kommission für eine EU-Tierzuchtverordnung stellen für Frankreich einen Paradigmenwechsel dar, der eine völlig neue Organisation der Tierzucht des Landes erforderlich macht. Anstatt eines stark durch die Behörden bestimmten verwaltungsrechtlichen Ansatzes wird es - ähnlich wie in Deutschland - ein durch Verträge zwischen den einzelnen Akteuren gekennzeichnetes Modell geben, das auf Freiwilligkeit beruht. Daher machen sich unsere französischen Freunde derzeit auch viele Gedanken, welche Aufgaben und Zuständigkeiten der in Artikel 2 des Gesetzesentwurfs definierte Zuchtverband
unter französischen Verhältnissen haben soll und wie man die bestehende, recht komplexe Struktur in ein neues Konzept überführt (dabei sind insbesondere zu berücksichtigen die Organismes de sélection (OS), Entreprises des selection (ES), Controles de performances, Etablissements Départementaux de l’Elevage (EDE), Associations Régionales de Services aux Organisations d’Elevage (ARSOE), entreprises de mise en place sowie die nationalen Verbände, das Institut de l'élevage und die Zuchtwertschätzstelle beim INRA). Die Franzosen wollen den Vorschlag für das neue EU-Tierzuchtrecht nicht blockieren, sondern die Herausforderung annehmen und sich eine zukunftsfähige Organisationsstruktur geben wollen. Sie verfolgen dabei einen stark auf Europa ausgerichteten Kurs. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass sie ihre Hauptkonkurrenten der Zukunft nicht in den Zuchtorganisationen der EU-Nachbarländer sehen, sondern in global agierenden Konzernen wie z. B. Sexing Technologies, Neogen Europe, Zoetis oder Lely. Von daher setzen sie auch stark auf EuroGenomics, der europäischen Partnerschaft für die genomische Selektion. Für Cetre ist EuroGenomics nicht nur ein Konzept, sondern eine Realität, die zeigt, dass man gemeinsam etwas aufbauen kann, wenn der Wille dazu vorhanden ist. Darüber hinaus wurde das Engagement in anderen europäischen Netzwerken hervorgehoben, insbesondere die Zusammenarbeit mit den europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbänden (Copa-Cogeca), des europäischen Forums der Züchter landwirtschaftlicher Nutztiere (EFFAB) und der Plattform der Exporteure von Rindergenetik (ExPla). Der Präsident sieht hier eine große Verantwortung für alle, die aber wahrgenommen werden müsse, damit die Genetik zugleich wettbewerbsfähig und in den Händen der Tierzüchter bleibe.
Der Anspruch auf Innovation machte auch vor dem Geschäftsbericht, nicht halt, der in drei von Allice-Direktor Xavier David moderierten Gesprächsrunden vorgetragen wurde. David lobte das Engagement seines mehr als 40 Personen umfassenden Teams, das in den beiden letzten Jahren einen nicht unerheblichen personellen Wechsel zu verkraften hatte. Edith Authié, die neue Direktorin des Laboratoire National de Contrôle des Reproducteurs (LNCR), erläuterte die kürzlich vereinbarte Zusammenarbeit von Allice über das LNCR mit den beiden französischen Forschungseinrichtungen INRA und Anses. Insgesamt werden zurzeit 21 Forschungsprojekte begleitet. Authié ging besonders auf die Maßnahmen ein, die im Zusammenhang mit dem Auftreten des Schmallenberg-Virus ergriffen wurden. Der für die internationalen Beziehungen zuständige Olivier Gérard berichtete über ein Projekt im Sudan und Sébastien Fritz informierte über den von Allice entwickelten neuen Zuchtindex Originalität
, mit dem die genetische Abweichung eines Tieres vom Durchschnitt der Population bestimmt werden kann, was vor allem für das Management des Inzuchtgrades von Bedeutung sein kann. Pascal Salvetti stellte die Arbeit in der am 6. Mai 2014 eröffneten Forschungsstelle in Tours-Nouzilly vor, in der Phänotypisierungen vorgenommen werden. Im letzten Block führte Stéphane Devillers, Leiter der Rechtsabteilung, aus, welche Aktivitäten ergriffen wurden, um den Dialog mit der Gesellschaft zu verbessern. Grundsätzlich geht er davon aus, dass die Gesellschaft einem Verband nur zuhört, wenn dieser seinerseits ein offenes Ohr für die Anliegen der Gesellschaft hat. Allice hat hier besonders die Debatte um die Auswirkungen der Rinderhaltung auf den Klimawandel aufgegriffen und eine Kennzahl entwickelt, mit der der Ausstoß klimarelevanter Gase pro Spermaportion berechnet werden kann. Außerdem wurde eine Studie über die Möglichkeiten der Verringerung des Ausstoßes von Klimagasen durch züchterische Auswahl begonnen. Laut Devillers leiden auch in Frankreich viele Tierhalter an der mangelnden Akzeptanz und dem teilweise vorhandenen völligen Unverständnis der Gesellschaft für ihre Belange. Die Selbstmordraten sind in erschreckendem Ausmaß angestiegen. Daher will Allice die Besamungstechniker weiterbilden, damit diese eventuelle psychische Probleme der Landwirte erkennen und sie gegebenenfalls im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen können. Stéphane Barbier schloss den Geschäftsbericht mit seinen Ausführungen zum Service universel de l'insémination animale (SUIA) ab. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme, mit der die landesweite Verfügbarkeit von Besamungsdienstleistungen sichergestellt werden soll, was für Regionen mit geringer Viehdichte von Bedeutung ist. Seit 2007 hat der Staat für diese von ihm ins Leben gerufene Einrichtung bereits mehr als 11, 8 Mio EUR an Zuschüssen ausgezahlt.