Export-Plattform (ExPla)
Die Europäische Plattform der Exporteure von Rindergenetik ( ExPla) vertritt Dachorganisationen und Zuchtunternehmen aus 12 Ländern, die zusammen rund 85 % (mengenmäßig) bzw. 95 % (wertmäßig) der EU-Ausfuhren von Rindersamen und etwa 80% der Exporte von Zuchtrindern auf sich vereinen.
Die ExPla pflegt insbesondere den Austausch mit der EU-Kommission zu allen Fragen, die mit der Ausfuhr von Rindersperma und Embryonen sowie lebenden Zuchttieren in Drittländer zu tun haben. Ein wichtiges Thema sind die Veterinärbescheinigungen, die eine Voraussetzung für den Export sind. Darüber hinaus beschäftigt sich die Plattform mit allgemeinen Fragen des Handels und sendet einen Vertreter in die SPS Market Access
-Arbeitsgruppe der GD Handel.
Die Aktivitäten der ExPla gehen zurück auf eine Initiative von Berufsverbänden aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Österreich, die bereits in den 1990er Jahren begannen, den Rechtsrahmen für die Ausfuhr von lebenden Zuchtrindern zu diskutieren. Die ExPla hat sich seitdem weiterentwickelt und seit 2007 gibt es zwei Arbeitsgruppen: Die erste befasst sich mit Samen und Embryonen (S & E) und die zweite mit lebenden Zuchttieren (LA).
Die Mitglieder der ExPla treten für die Qualitätssicherung im Handel und den Abbau ungerechtfertigter Handelsbeschränkungen ein.
Ein Schwerpunkt der ExPla-Aktivitäten war zuletzt der Einsatz gegen die von einigen Drittländern aus Sicht der Plattform ungerechtfertigter Weise verhängten Beschränkungen des Imports von Samen, der von Bullen gewonnen wurde, die in einem serologischen Test positiv auf das Schmallenbergvirus getestet wurde. Die europäischen Exporteure haben in ein systematisches Monitoring dieser Bullen investiert und können durch die Anwendung von PCR-Tests gewährleisten, dass nur unbedenklicher Samen ausgeführt wird. Die Mitglieder der ExPla haben ein Positionspapier geschrieben, in dem dieses Vorgehen näher erläutert wird und das mit Hilfe des folgenden Links heruntergeladen werden kann:
Folgende Organisationen sind Mitglieder der Plattform:
Deutschland: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierzüchter (ADT), Gruppen S&E und LA
Bundesverband Rind und Schwein (BRS), Gruppen S&E und LA
Frankreich: Eliance (Dachverband der französischen Besamungsstationen), Gruppe S&E
Races de France (Dachverband der französischen Herdbuchorganisationen), Gruppe LA
Österreich: genetic AUSTRIA GmbH, Gruppe S&E
Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter (ZAR), Gruppe LA
Niederlande: CRV (für die Rasse Holstein auch in CZ vertreten), Gruppe S&E
Veepro Holland, Gruppe LA
Dänemark, Schweden, Finnland: Viking Genetics, Gruppe S&E
Vereinigtes Königreich: UK Export Certification Ltd, Gruppe S&E
Irland: Dovea Genetics, Gruppe S&E
Spanien: Gruppe der spanischen Besamungsstationen, Gruppe S&E
Italien: Inseme, Gruppe S&E
Belgien: Association Wallonne de l'Elevage (AWE), Gruppe S&E
Vorsitzender der Plattform ist derzeit Hans-Peter Schons (ADT, Deutschland). Das Sekretariat ist im ADT-Büro in Brüssel (Rue du Luxembourg 47-51, 1050 Bruxelles) untergebracht.
EU bleibt Nettoexporteur von Rindersamen und lebenden Zuchttieren
Der Austausch von Rindergenetik über die Ländergrenzen hinweg trägt in beachtlichem Maße zu einer Verbesserung und Stabilisierung des genetischen Fortschritts bei. Gleichzeitig ist er für die heimischen Rinderzüchter und deren Organisationen ein bedeutendes wirtschaftliches Standbein. Im Kalenderjahr 2022 wurden von den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union 28,8 Mio Portionen Rindersamen in andere Länder vermarktet, die einen Marktwert von fast 133 Mio EUR hatten. Damit setzte sich der positive Trend aus den letzten fünf Jahren fort, denn das waren mengenmäßig gut 7 % und wertmäßig sogar über 15 % mehr als 2021. Während der Intra-EU-Handel das bereits sehr hohe Niveau des Vorjahrs um 19 % übertraf und 16,9 Mio Portionen erreichte, gingen die Ausfuhren aus der EU in Drittländer um 6 % auf 11,9 Mio Portionen zurück (allerdings verglichen mit einem Rekordergebnis von 12,7 Mio in 2021). Deutlich niedrigere Lieferungen in die Türkei und ein anhaltend negativer Trend der Verkäufe in die USA konnten nicht durch den höheren Absatz von Sperma vor allem nach China, in geringerem Maße auch in die Ukraine, Argentinien und Kasachstan ausgeglichen werden. In der Rangliste der bedeutendsten Exportmärkte liegt die Türkei (mengenmäßig) unverändert an der Spitze, gefolgt von China, Vietnam und dem Vereinigten Königreich. Der Exportwert der EU-Ausfuhren von Rindersamen in Drittländer entwickelte sich 2022 sehr positiv und kletterte auf mehr als 41 Mio EUR; der Handel innerhalb der EU kam auf über 91 Mio EUR. Gemessen am Verkaufswert liegt nun China ganz vorne, gefolgt vom VK, der Türkei, den USA und der Schweiz. Lag der Anteil der Drittlandsexporte der EU-27 (bezogen auf die Menge) im Jahr 2016 noch bei etwas mehr als 50%, so ist er zuletzt auf unter 41 % zurückgegangen (wertmäßig ist er inzwischen auf unter ein Drittel gefallen).
Die Rindersamenimporte aus Drittländern sind im Kalenderjahr 2022 wieder gewachsen (um 2,3 %); mit knapp 10,2 Mio Portionen wurde der Höchstwert aus dem Jahr 2018 aber nicht erreicht. Das mit Abstand wichtigste Ursprungsland bleiben die USA, die im Berichtsjahr rund 4 Mio. Dosen im Wert von etwa 35 Mio. EUR verkauften. Kanada konnte seine Lieferungen in die EU zuletzt deutlich ausbauen und belegt mit 3,2 Millionen Portionen (22,9 Millionen Euro) den zweiten Platz, gefolgt vom VK (2,1 Mio Portionen im Wert von 14,5 Mio EUR). Die Schweiz belegt mit fast 360.000 Dosen den 4. Platz und bleibt damit vor Neuseeland (245.000 Portionen), Norwegen (43.000) und Australien (25.000).
Die EU ist also mengenmäßig ein Nettoexporteur
von Rindersperma (1,8 Mio Portionen). Aufgrund der Einfuhr von relativ hochpreisigem Samen aus Nordamerika und des viel niedrigeren Preises für exportiertes Sperma ist die EU jedoch gemessen am Warenwert seit langer Zeit ein Nettoimporteur (das Defizit stieg 2022 auf 34,6 Mio. EUR).
Der der innergemeinschaftliche Handel mit Lebendvieh zeigte zuletzt eine sehr dynamische Entwicklung; im Kalenderjahr 2022 wurden etwa 463.000 Stück Zuchtvieh (Färsen, Kühe und andere Zuchttiere) zwischen den EU-Mitgliedstaaten gehandelt, das war über ein Drittel mehr als im Vorjahr. Demgegenüber gingen die Exporte in Drittländer um fast 18 % auf nur noch 178.000 Stück zurück. Regelrecht eingebrochen sind die Verkäufe nach Russland, sowie nach Usbekistan und Marokko. Auch die Türkei, die vor fünf Jahren noch das mit Abstand wichtigste Zielland gewesen war, kaufte 9 % weniger Zuchtrinder in der EU (2022 waren es nur noch knapp 16.000 Stück, verglichen mit 127.000 im Rekordjahr 2017).
Die Ausfuhr von hochwertigen Zuchtrindern ist ein wichtiges Standbein der europäischen Landwirtschaft, denn der Verkaufswert erreichte 2022 nahezu unverändert zum Vorjahr 672 Mio EUR. Die Verkäufe in Drittländer hatten daran einen Anteil von knapp 50 % (334 Mio EUR), während durch den Austausch innerhalb der EU 338 Mio EUR erlöst werden konnten. Aus Drittländern werden jedes Jahr nur wenige Zuchttiere importiert (fast ausschließlich aus der Schweiz oder dem VK) und die EU bleibt ein sehr großer Nettoexporteur; 2022 erreichte der Exportüberschuss 333 Mio. EUR.