Die Ökonomie der Tiergesundheit
- Schlüsselthema der EU-Veterinärwoche 2012
Am 3. Oktober 2012 hat in Brüssel die von der Europäischen Kommission organisierte Konferenz im Rahmen der Veterinärwoche stattgefunden. Mit rund 150 Teilnehmern war die Veranstaltung im Vergleich zu den Vorjahren nur mäßig besucht, was aber auch auf den Bahnstreik in Belgien zurückgeführt werden kann. Das Thema war diesmal für die Tierhalter sehr interessant, denn es ging um die Ökonomie der Tiergesundheit
und um die Frage, ob die Ausgaben ihren Preis wert sind. Die Organisatoren beschränkten den Blick dabei nicht auf Europa, sondern schlossen die Situation in den Entwicklungsländern und globale Ansätze zur Verbesserung der Tiergesundheit mit ein.
Die verschiedenen Redner betonten die Besonderheit der Tiergesundheit, die gleichzeitig ein Schlüsselfaktor der Tierproduktion, ein maßgebender Bestimmungsfaktor für die öffentliche Gesundheit, ein Motor für die Entwicklung, aber auch ein von der Person des Betrachters abhängiger Begriff ist. Die Auswirkungen sind umso stärker, als die Tiergesundheit wegen der Globalisierung und der Ausweitung der Handelsströme nun im weltweiten Maßstab beherrscht werden muss. Die Bedeutung der öffentlichen Investitionen in diesem Bereich wurde einstimmig betont und für die Zukunft bekräftigt. Der stetige Anstieg der Nachfrage nach tierischen Proteinen wird nämlich nur durch eine weitere Intensivierung der Produktion befriedigt werden können. Folglich müssen Maßnahmen zur Beherrschung der tiergesundheitlichen Risiken verstärkt werden. Die Bedeutung der Vorbeugung wurde ebenfalls erneut bekräftigt. Mehrere Redner haben die Notwendigkeit betont, die Tierzüchter besser einzubinden, insbesondere auch finanziell. Dabei ging es nicht nur um die Frage, ob und wie viel mehr die Tierhalter investieren sollen, sondern auch um Anreize und Fördermaßnahmen, ohne dass dabei konkrete Vorschläge angeführt wurden. Schließlich wurde herausgestellt, dass die gesellschaftliche und wirtschaftliche Analyse der Tiergesundheit ein noch sehr neues Wissensgebiet darstellt, in dem es noch viel Forschungsbedarf gibt.
Für die FESASS haben Alain C. Cantaloube und der ADT-Geschäftsführer Hans-Peter Schons an dieser Konferenz teilgenommen und unterstrichen, dass die Tierzüchter ein natürliches, ein wirtschaftliches und ein ethisches Interesse an der Gesundheit ihrer Tiere haben. Die Tierzüchter investieren schon heute massiv in die Tiergesundheit, und zwar nicht nur für die anzeigepflichtigen Tierkrankheiten. Deswegen ist es notwendig, ihre Belastung in diesem Bereich nicht weiter zu erhöhen und sie zu ermuntern, sich gemeinsam zu organisieren, um die Effizienz ihrer Bekämpfungsmaßnahmen zu steigern und die Kosten zu begrenzen. Die FESASS hat ebenfalls betont, dass vor der Einrichtung neuer Tiergesundheitsmaßnahmen in jedem Fall ihre Risiken und das Kosten/Nutzen-Verhältnis bewertet werden müssen.
Kommissar John DALLI hat in seinem Schlusswort die hervorragende Arbeit im Gesundheitsbereich in der gesamten EU gelobt. Die Investitionen in die Tiergesundheit sollen in Übereinstimmung mit den großen Zielen der EU auch für mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sorgen. Er hat keinen Zweifel, dass die neue EU-Tiergesundheitspolitik hier einen wichtigen Beitrag liefern wird. Im globalen Maßstab kann eine verbesserte Tiergesundheit zur Ernährungssicherung beitragen. Die europäischen Investitionen sollen vornehmlich in drei Richtungen wirken: Steigerung der Produktivität der tierischen Erzeugung, Erleichterung des Handels und positive Effekte auf die menschliche Gesundheit. Die Ausgaben sollen dabei zwischen der öffentlichen Hand (EU, Mitgliedsstaaten, Regionen) und der Wirtschaft geteilt werden. Die konkrete Aufteilung sei aber eine schwierige Angelegenheit und die Kommission sei offen für Verbesserungsvorschläge. Schließlich kündigte Dalli an, dass die Kommission in den nächsten Monaten ihren Vorschlag für ein neues EU-Tiergesundheitsgesetz vorlegen wird, zusammen mit einem Vorschlag für den neuen Finanzrahmen für die Tiergesundheitsausgaben für den Zeitraum 2014-2020.
Die Präsentationen können auf den Internetseiten der Kommission unter folgender Adresse herunter geladen werden:
ec.europa.eu/dgs/health_consumer/information_sources/ahw_events_presentations_en.htm